Hintergründe zur Zauberflöte - was sie war

Da ich mich seit ca 1990 intensiv mit dem Thema Zauberflöte auseinandersetze und in sehr vielen verschieden produktionen in der Schweiz, bei über 60 Aufführungen beteiligt war, ist es mir ein starkes Bedürfnis einige Zusammenhänge aufzuzeigen.

 

2014 war es mir gelungen eine eigene Inszenierung und Interpretation in der SCALA BASEL zu realisieren.

 

Thema: Mehr Noch: ER IST MENSCH

 

ich werde (da es sehr viel Material ist) anfangen Gedankensammlungen zu posten und beziehe mich vorwiegend auf belegte Fakten des Zeitgeschehens.

Eine Auswertung und Bereinigung des Materials wird dann im Verlauf geschehen.

 

Vorausschicken möchte ich, dass ich es als absolut wichtig empfinde, nachzuforschen was denn eigentlich politisch los war zwischen WA Mozarts Geburt und seinem tragischen Ende, also ca die zeit zwischen 1760 und 1792.

 

Nur kurz gesagt, geht es in ja eigentlich um den Besitz des

 

SIEBENFACHEN SONNENKREISES

Und die Macht die man sich daraus versprach.

 

um 1770 - 1790 war das öffentliche Bestreben eine Erneuerung der Gesellschaft und die Befreiung des intelllektuellen Individuums. 

amerikanische Unabhängigkeits erklärung 1776 (welche erst 1782 anerkannt wurde)

aufkeimen grosser Aktivität von Geheimbünden und Freimaurerzirkeln.

 

So gesehen steht die Königin für das alte Weltbild (so war es immer) für die Kirche und den Klerus. Sie ist in ihren Koloratur-Arien die Einzige in der alten italienischen kompositions Tradition.

Sarastro ist der Verwalter des Neuen Bewusstsein (Aufklärung) und wartet auf den neuen Fürst, um ihm die Weisheit über die Planeten, den siebenfachen Sonnenkreis zu übergeben.

Das ganze Werk ist in die Zukunft gerichtet: bald, bald, BALD wird.....

man konnte ja nicht ahnen welche Wendung es dann mit NAPOLEON nehmen würde.

 

Ich beziehe mich (nebst vielen anderen) vorallem auf Quellen wie :

Mozarts Briefe

Die zauberflöte von Jan Assmann

Der Fall Zauberflöte von Helmut Perl

Der Fall Mozart von Helmut Perl

Mozart Rätsel der Zauberflöte von Hanskarl Kölsch

 

aber ganz speziell auf informationen aus dem Internet (Wikipedia) zur Zeitgeschichte

Ganz wichtige Punkte dabei sind:

Maria Theresia 1717 -1780.

auflösung des Jesuitenorden 1772

Die Amerikanische unabhängigkeitserklärung 1776

der Papstbesuch in Wien 1782

Josefinismus (Die eigentliche Regierungszeit von Kaiser Josef II 1781-1790)

Beginn der frz Revolution 1789

 

Maria Theresia war Kaiserin des heiligen römischen Reiches deutscher Nation.

(Diese bezeichnung wird erst später offiziell verwendet aber ist bezeichnend für die Funktion ihrer Person.) Seit dem 15Jh war die Kaiserkrone in ihrer Familie.

Man muss sich vergegenwärtigen, dass diese Funktion ursprünglich vererbt wurde aus "Gottesgnaden" also von göttlicher Vorherbestimmung.

Also auch weltlicher Repräsentant und verantwortlich für die geografischen Grenzen des Katholischen Europa

Der Papst hingegen wurde gewählt.

Für eine kurze, erfolglose Zeit, war die Kaiserkrone mangels Nachfolger in Bayern.

Darauf wurde Maria Theresia Kaiserin, machte ihren Mann zum Kaiser (ohne befugnisse) und hatte 16 Kinder, welche sie geschickt in ganz Europa Verheiratete.

Als ihr Mann 1765 starb machte sie ihren Sohn Josef zum Kaiser, war aber selber bis zu ihrem Tod die regierende Instanz. Daher hatte Josef viel zeit sich interessanteren Dingen zu widmen, als Kriege zu führen. (österreich war in viele Kriege verwickelt in ganz Europa, auch gegen die verhassten Türken).

 

Nun kommt also Mozart, der seine ganze Kindheit und Jugendjahre damit verbrachte in Europa herumzureisen und in den gelehrtesten Kreisen zu verkehren, im März 1781 nach Wien:

Anlass war nicht sein prinzipielles Interesse, da er gerade mit "Idomeneo" in München sehr beschäftigt war, sondern der Befehl des Erzbischofs Colleredo, der zu einer Abdankungsfeier für die im November 1780 verstorbene Kaiserin nach Wien musste.

Dort zerstritt sich Mozart mit seinem Brotgeber, der ihn nicht extra bezahlen und nach Salzburg zurückschicken will. Mozart muss auf eigene Kosten dort bleiben und hat kein Einkommen.

Da ihn der Wiener-Geist und die Wiener-Scene faszinieren, beschliesst er in Wien zu bleiben. Er setzt alles daran mit dem Kaiser in Kontakt zu kommen.

Mozart ist nicht gern in kirchlichem Dienst, denn das frömmelnde Leben liegt ihm nicht.

Er sieht sich als Mann von Welt ganz im Geiste der Aufklärung.

Der Kaiser möchte das 1776 gegründete Teutsche Nationaltheater fördern und erteilt den Auftrag für eine deutsche Oper, "die Entführung aus dem Serail" entsteht. 1782

Da der Kaiser sehr Reformfreudig ist und nicht viel auf die Absolutheit und die Dogmen der Kirche hält, kommt der PAPST zu Ostern 1782 nach Wien

-> Zum ersten Papstbesuch kam es 1782, als Pius VI. im Zuge der Streitigkeiten um die Reformpolitik Kaiser Josephs II. zu Verhandlungen nach Österreich reiste.

      siehe auch Internet: habsburger.net/de/kapitel/der-nuetzliche-kaiser-joseph-ii

 

Doch er hat wenig Erfolg. Daran dass der Papst an Ostern NICHT in ROM ist kann man ersehen wie wichtig dieser Termin ist.

Wien hatte damals ca 250'000 Einwohner. durch den grossen Volksauflauf und die vielen "Viva PAPA" rufe entstand bei Mozart der Begriff des Papa-geno. (Dem Papst, der Kirche und dem vorherrschenden Glaubensgebot nicht wiedersprechender einfacher Mensch ohne eigenen willen.)

So ist auch der Satz aus einem Brief zu verstehen:

... (Name gestrichen!) hatten heute eine Loge, zeigten über alles recht sehr ihren Beifall aber  ER, der Allerhand, zeigte so sehr den BAYERN  dass ich ihn hätte einen Esel heissen müssen.(Bayern galt und gilt als DIE katholische hochburg)

Unglücklicherweise war ich eben drinnen als der zweite Akt anfing, folglich bei der feierlichen Scene. (Sasrastro: Die heutige Versammlung ist einer der WICHTIGSTEN der heutigen Zeit (Aufklärung))

Er belachte alles. Anfangs hatte ich Geduld, ihn auf einige Stellen aufmerksam machen zu wollen, allein ER belachte alles; - da wurds mir nun zuviel - ich hiess ihn PAPAGENO und gehe fort - ich glaube aber nicht dass es der DALK (dumme Mensch) verstanden hat.

 

Auch sehr aufschlussreich ist, dass Ignaz von Born (einer der wichtigsten führer der Wiener Logen) einen ähnlichen Tod (im Juli 1791) und Begräbnis hatte wie Mozart.

und dass Gottfried van Swieten ein einflussreicher Mann, Logenbruder und förderer Mozarts an dessen Todestag (5.Dez 1791) ohne Begründung aus kaiserlichen Diensten (Vorsteher der Zensurkomission, Präfekt der Hofbibliothek) entlassen wurde.

 

Leider sind diese ganzen Hintergrundinformationen so umfassend, dass man ein Buch darüber schreiben müsste und in meiner Hompage ist dafür zu wenig Platz. 

 

Ihr könnt mich ja gerne dazu fragen.